Unsere Zukunft liegt auf unseren Tellern

Spätestens seit Greta Thunberg und „Fridays for Future“ wissen wir: Die gern verwendete Ausrede „Auf mich kommt es nicht an“ hat ausgedient. Jede und jeder Einzelne kann etwas tun! Zum Beispiel kleine, richtige Entscheidungen im Alltag treffen: Ob wir das Rad oder das Auto nehmen, ob wir Heizung oder Klimaanlage voll aufdrehen – oder … was wir essen.

Ja, gerade, was wir essen! Denn der Griff zu den richtigen Lebensmitteln ist eine der effektivsten Möglichkeiten, wie wir als Einzelperson unseren Klimafußabdruck reduzieren können.

Wusstest du, dass …

… in Europa ein Fünftel aller schädlichen Treibhausgas­emissionen jedes Bürgers und jeder Bürgerin auf die Ernährung entfallen?

… die Erde zu zwei Drittel aus Wasser besteht, aber gerade einmal zwei Prozent unserer Nahrung aus dem Wasser stammen?

… Fischzuchten zwar schon seit Jahrtausenden betrieben werden, aber erst seit einigen wenigen Jahrzehnten in globalem Maßstab?

… Austern und Sardinen eine bessere Ökobilanz haben als manche pflanzlichen Lebensmittel?

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Dann lies hier weiter …

Fisch in Zahlen

Fisch ist für Menschen weltweit Nahrungsmittel, Lebensgrundlage und Handelsgut. Wie unterscheiden sich dabei Fischerei und Aquakultur? Wir haben die wichtigsten Zahlen im Überblick.

Weltweite Produktion an Fisch und Meeresfrüchten

Die Gesamtmenge aus Wildfang und Aquakultur steigt kontinuierlich

in Mio. Tonnen pro Jahr

Der Anteil der Fischproduktion aus Aquakultur hat sich in den vergangenen 18 Jahren nahezu verdoppelt

Top 3 in der Aquakultur

Hättest du das gedacht?
Lachs macht nur 2,9% der weltweiten Aquakultur-Produktion aus

Top 3 im Fischfang

Verantwortungsvolle Aquakultur und nachhaltige Fischerei

Fisch und Meeresfrüchte mit ASC-Siegel (Zucht) bzw. MSC-Siegel (Wildfang)

Stand: Juni 2020

Gute Gründe für ASC und MSC

Wenn du dich für Produkte mit dem ASC- oder MSC-Siegel entscheidest, kannst du diese getrost genießen: Du hast eine Wahl getroffen, mit der du vorbildlich geführte, nachhaltig und verantwortungsvoll arbeitende Fischereien und Fischfarmen unterstützt.

Es gibt noch weitere gute Gründe, warum du am besten nur zertifizierten Fisch kaufen solltest:

Fisch für alle

Fisch ist Nahrungsmittel und Lebensgrundlage für Millionen. Damit das so bleibt (trotz steigender Nachfrage und wachsender Bevölkerungszahl), braucht es verantwortungsvolle Fischzucht und nachhaltigen Fischfang.

Globale Auswirkungen

Fisch kommt oft von weither. Die ASC- bzw. MSC-Zertifizierung stellt sicher, dass er gemäß der gleichen Nachhaltigkeits-Standards gefangen oder gezüchtet wurde, ob nun in Australien, Südafrika oder Chile. Das MSC- und ASC-Siegel garantieren seine eindeutige Rückverfolgbarkeit.

Fit für die Zukunft

ASC und MSC entwickeln sich weiter: Die Standards werden regelmäßig überprüft und angepasst, Interessengruppen bringen Kritik und Vorschläge ein. So machen beide Standardsetzer ihre Nachhaltigkeitsanforderungen zukunftssicher.

Nachhaltige Verbesserungen

Um zertifiziert zu werden und zu bleiben, müssen Fischereien nicht nur strenge Standards, sondern häufig auch konkrete Zertifizierungsauflagen erfüllen, um noch nachhaltiger zu werden. So erwirkt der MSC konkrete Verbesserungen für unsere Meere.

Fisch in Deutschland

Was sind die beliebtesten Fischarten? Wieviel Fisch essen wir eigentlich und wo leben die meisten Fischköppe?

Altbewährtes statt Probierfreude – das ist der deutsche Fischkonsum

Die vier beliebtesten Fischarten machen immerhin 60 Prozent des gesamten Verbrauchs aus. Ist dein Lieblingsfisch auch unter den Top 10?

Das Beste: Alle 10 Lieblingsarten der Deutschen gibt es ASC- beziehungsweise MSC-zertifiziert.

So viel Fisch essen wir

Jährlicher Pro-Kopf-Verbrauch in kg

In Deutschland isst jeder Einzelne 13,7 Kilogramm Fisch im Jahr (2018). Die Norddeutschen sind tatsächlich echte Fischköpfe: In Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern wird mehr Fisch eingekauft als sonst wo in Deutschland. Damit liegen wir weit unter dem weltweiten Mittel von 20 Kilogramm.

Die Ausreißer nach oben sind die Isländer mit 91 kg – in der EU die Portugiesen mit 60 kg. In den Binnenländern Schweiz und Österreich begnügt man sich mit jeweils rund 8 Kilogramm!

Fisch Made in Germany

Autos, Fußball, Bier – wir können vieles. Auch Fischfang und -zucht? Aber hallo! Die deutsche Fischerei fängt mit rund 1330 Schiffen auf See (sowie in vorwiegend kleinen Betrieben der Binnenfischerei) immerhin rund 300.000 Tonnen Fisch und Meeresfrüchte.

Außerdem sind hierzulande nicht weniger als 2584 Fischzuchtbetriebe registriert. Sie züchten hauptsächlich Regenbogen- und Lachsforelle, Karpfen und Muscheln.

Selbstversorgungsgrad in der Fischproduktion
Deutschland 2018

Die Eigenproduktion deckt aber nur zu einem sehr geringen Teil unseren Fischhunger: Der Selbstversorgungsgrad liegt in Deutschland bei nur 14 Prozent. In Österreich und der Schweiz sogar nur bei 6 Prozent bzw. 3 Prozent.

Wild oder gezüchtet, frisch oder Dose?

Auch wenn zwei Drittel des in Deutschland konsumierten Fisches wild gefangen wird, stammen einige der liebsten Speisefische überwiegend aus der Zucht, wie beispielsweise Lachs, Forelle und Garnele.

Gefragt, ob sie wissen, ob der gekaufte Fisch wild gefangen oder gezüchtet ist, antworten knapp 7 von 10 deutschen Konsument*innen laut einer Umfrage des ASC mit Ja.

Übrigens: Am häufigsten greifen die deutschen Konsument*innen zu Fisch aus dem Tiefkühlfach oder in Konserven (jeweils 28 Prozent). Danach folgen Räucherfisch und Frischfisch mit je 12 Prozent.

Quelle: FIZ, Stand 2019

Stimmt das wirklich?

Manche Mythen und Vorurteile halten sich ganz schön hartnäckig. Es ist an der Zeit, mit den wichtigsten aufzuräumen!

Zuchtfisch ist voll mit Antibiotika

Klar können bei Zuchtfisch – wie bei jeder pflanzlichen oder tierischen Produktion – Krankheiten ausbrechen. Züchter setzen deswegen besonders auf Vorbeugung, beispielsweise mit Impfungen oder strikter Hygiene. Der Einsatz von Medikamenten wurde so massiv reduziert, bei Lachs aus Norwegen um 99 Prozent.

Für ein Kilo Zuchtlachs braucht man 5 Kilo Futter

Diese Zahl ist längst überholt, hält sich aber immer noch hartnäckig. Heute wird nur noch rund 1 Kilo Wildfisch benötigt – oftmals sogar darunter. Aktuell machen Fischmehl und -öl weniger als 30 Prozent des Futters in der Zucht aus – und viel kommt mittlerweile aus Überresten aus der Verarbeitung.

Fischzucht ist Massentierhaltung unter Wasser

Wichtig ist, die Anzahl der Fische auf die Bedürfnisse der jeweiligen Fischart anzupassen. In Lachszuchten dürfen die Fische nur 2,5 Prozent des Platzes im Gehege einnehmen, der Rest ist Wasser. So haben sie reichlich Platz zum Schwimmen. Schwarmfische andererseits mögen es kuschliger und bleiben zusammen, auch wenn sie mehr Platz haben.

Seelachs, Wildlachs, Lachs – Lachs ist Lachs

Lachs, Alaska-Seelachs und Seelachs gehören zu den am meisten konsumierten Fischen. Doch da endet bereits die Gemeinsamkeit. Seelachse und Alaska-Seelachse sind gar keine Lachse, sie gehören zu den Dorschen, sind also mit dem Kabeljau verwandt.

MSC ist überall: Auf fast jedem Fischprodukt prangt das Label

Deutschland ist der größte MSC-Markt, d.h. hier gibt es tatsächlich viele Produkte mit MSC-Siegel. In vielen anderen Ländern, wie z. B. den USA, Asien oder auch schon anderen EU-Ländern, ist MSC eher eine Randerscheinung. Mit rund 15 Prozent des weltweiten Fangs, der MSC-zertifiziert ist, bewegen wir uns in einer kleinen Nische. Es gibt also noch viel zu tun!

Kleine Fischereien sind nachhaltiger als große

In puncto Nachhaltigkeit ist nicht die Größe entscheidend! Es gibt Fischereien mit großen Trawlern, die sehr wohl nachhaltig agieren – wie auch Flotten mit vielen kleinen Booten, die nicht auf Nachhaltigkeit achten. Und umgekehrt.

Hast du selbst eine Frage zu Fisch?
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Alleskönner Algen

Algen – was können sie eigentlich nicht? Sie sind eine traditionelle vegan-asiatische Delikatesse, „Superfood“ für Gesundheitsbewusste und natürlicher Farbstoff und Aromalieferant in Eiskrem, fancy Drinks und Kaugummi. Außerdem werden sie in Tiernahrung, Düngemitteln und Kosmetika, als Treibstoffalternative oder auch Bitumenersatz für schwer belastbaren Bio-Asphalt eingesetzt. Sogar beim Kampf gegen die Erderwärmung wird die Fotosynthese der Algen genutzt.

Hoch hinaus

Da gibt es etwa hochfliegende Pläne, aus Algen Biokraftstoff herzustellen: In Japan startete ein Autoteile-Zulieferer 2016 ein Testzentrum mit Zuchtteichen – für die Massenproduktion der Algenart Pseudochoricystis ellipsoidea. Per Fotosynthese produziert sie ein Öl, das leichtem Mineralöl ähnlich ist. Die Alge Euglena produziert ein Öl, das Ähnlichkeit mit Flugbenzin hat und als natürliche Alternative für ebendieses erforscht wird.

Apropos hochfliegende Pläne: Astronauten könnten gleich doppelt von Algen profitieren – als nachwachsende proteinreiche Nahrungsquelle und zugleich als Luftverbesserer. Denn per Fotosynthese nehmen die Mikroorganismen das Kohlendioxid aus der Atemluft auf und wandeln es in Sauerstoff um. Entwickelt wurde die Miniatur-Algenzuchtanlage (ein Fotobioreaktor) am Institut für Raumfahrtsysteme der Uni Stuttgart.

Marine Mikroalgen des Stammes Schizochytrium sp.

Marine Mikroalgen des Stammes Schizochytrium sp.

Algen als Überflieger

Im Jahr 2016 wurden weltweit etwa 31 Millionen Tonnen Makro- und Mikroalgen geerntet. Der globale Algenmarkt wurde 2017 auf 4,1 Milliarden US-Dollar geschätzt und soll bis 2024 einen Wert von 9,1 Milliarden US-Dollar erreichen. Der Markt wächst und wächst – mit nicht absehbaren Umweltauswirkungen.

Mehr als 200 Algenarten werden bereits kommerziell genutzt. Anlass genug für ASC und MSC, mit Wissenschaftlern, Umwelt- und Algen- bzw. Fischereiexperten einen Standard zur ökologisch nachhaltigen und sozial verantwortungsvollen Wildsammlung und Aquakultur von Algen zu entwickeln. Seit November 2017 setzt der ASC-MSC Algenstandard für die gesamte Branche Anreize zu mehr Nachhaltigkeit.

Ein Tag im Leben …

Wie sieht es auf einem Fangschiff einer der größten nachhaltigen Fischereien weltweit aus? Und was macht eigentlich ein Lachsforellenzüchter den ganzen Tag? Wir nehmen euch mit in die Welt der nachhaltigen Fischer und Fischzüchter.

Am Rande der Welt

In der Beringsee vor Alaska fischt die „C/P Starbound“ nach Alaska-Seelachs. Und wie schon ihre Väter lieben diese Männer, was sie tun und kümmern sich sehr um die Natur und Umwelt, in der sie fischen. Sie arbeiten für eine der größten nachhaltigen Fischereien der Welt, die amerikanische Alaska-Seelachs-Fischerei.

Fotos: Mark Meyer/MSC

Die „Starbound“ ist ein gut 90 Meter langer und fast 15 Meter breiter Trawler, Baujahr ‘89. Am Steuer ist heute Jeff Garrison, 49. Schon sein Vater war Kapitän (eines Krabbenfängers) …

„Du siehst deinen Vater und für dich ist er unverwundbar, weil er auf den Ozean hinausgeht“, sagt Jeff (hier im Bild). „Da denkst du als kleiner Junge: ‚Wahnsinn, genauso will ich sein.‘“

Die Alaska-Seelachs-Fischerei der USA ist Nachhaltigkeits-Pionier: Sie erhielt 2005 als eine der ersten Fischereien weltweit das MSC-Siegel für ihre nachhaltige Arbeitsweise.

Seit einem aufwendigen Schiffsumbau im Jahr 2014 kann die Fischerei den gesamten Fisch verwenden, dabei mehr Produkte herstellen, mehr Märkte erschließen – und den Abfall reduzieren!

Das Schiff ist Fischfänger und -verarbeiter zugleich. Unter Deck legt die Crew Hand an den Fisch. Innerhalb weniger Stunden wird der Alaska-Seelachs filetiert, …

… eingefroren, verpackt und mit einer Kennzeichnung versehen, die darüber Auskunft gibt, wo und wann er gefangen wurde. Die Container der Lkw warten bereits auf ihre nachhaltig gefangene Fracht …

… im Hafen von Dutch Harbour, Alaska. Nach wie vor ein Fischerort am Ende der Welt, doch mit einer Fischerei, die in dieser Abgeschiedenheit hoch professionell arbeitet.

Heidefisch mit Sushi-Qualität

Seit mehr als 400 Jahren ist der landwirtschaftliche Betrieb in der Lüneburger Heide in Familienbesitz. Ende der 1990er Jahre sattelten Vater und Sohn Winkelmann von der Vieh- auf die Lachsforellen- und Kaviarzucht um. Mit großem Erfolg: Heute ist der Betrieb Heidefisch GmbH ASC-zertifiziert und verkauft seine Produkte bis nach Japan.

Fotos: bitte nachtragen

Tagwache ist bei Stephan Winkelmann früh. Bereits um 6 Uhr macht er den ersten Kontrollgang, um zu sehen, ob bei seinen Fischen alles in Ordnung ist.

Danach müssen die verschiedenen Filter gereinigt werden. Beispielsweise wird aus dem Zulaufwasser Eisen herausgefiltert, damit es sich nicht an den Kiemen ansetzt und die Sauerstoffaufnahme der Fische erschwert.

Gute Wasserqualität ist ein wichtiger Wohlfühlfaktor für die Lachsforellen. Deswegen kontrolliert Stephan regelmäßig das Wasser auf Ammonium, Stickstoff und Nitrat.

Auch technisch versiert muss ein Züchter sein, denn irgendwelche Wartungsarbeiten wie das Reparieren von Motoren fallen immer an.

Auch die Gitter müssen gesäubert werden: Mit Besen oder Wasserstrahl reinigt Stephan sie von Algen und anderen Wasserpflanzen.

Die Fütterung erfolgt automatisch über einen Futtercomputer, der die Futtermenge ausrechnet. Einmal am Tag ist Stephan bei der Fütterung dabei und kontrolliert, ob die Menge stimmt.

Zweieinhalb bis drei Jahre benötigen die Lachsforellen, um von 10 Gramm auf stattliche 3 Kilogramm zu wachsen. Sie finden im In- und Ausland reißenden Absatz. Sogar bis nach Japan verkauft Stephan seine Forellenrogen (Fischeier) – für die japanische Delikatesse Sujiko.

FischGewiss ist eine gemeinsame Kampage des ASC und MSC.

Wir machen Menschen aufmerksam, dass man mit der richtigen Entscheidung beim Einkaufen von Fisch und Meeresfrüchten einen aktiven Beitrag zum Schutz von unseren Meeren, Seen und Flüssen leisten kann. Denn Du hast die Wahl!

Vielen Dank, dass Du dir für dieses wichtige Thema Zeit nimmst und dich eventuell auch über die bewusste Kaufentscheidung hinweg engagierst … Wie?

Schaue auf der Kampagnenwebseite vorbei und entdecke viele tolle Aktionen.

Die Kampagne wird unterstützt durch …